Wer in Melbourne ist sollte, sich auf jeden Fall mindestens einen Tag Zeit für den Wilsons Promontory National Park nehmen. Nur etwa drei Stunden entfernt von der Stadt, liegt der Nationalpark mit seiner unglaublichen Natur und vielen unbeschreiblichen Aussichtspunkten. Wilsons Prom liegt auf einer Halbinsel und zählt als südlichster Punkt Australiens.
Die Welt ist echt klein, wenn man bedenkt, dass ich eine gute Schulfreundin in Melbourne, am anderen Ende der Welt, wieder getroffen habe. Mit ihr hatte ich geplant am Karfreitag zum Wilsons Prom Nationalpark zu fahren. Zwar war die Planung etwas kompliziert und Spontanität gefragt, doch am Ende verbrachten wir wie geplant einen unvergesslichen Tag zusammen. Gemeinsam mit ihren zwei Mitbewohnerinnen hatte Esther schon am Vortag ein Auto gemietet, mit welchem ich morgens abgeholt wurde. Bei dem Mietwagen handelte es sich um eine alte Schrottkarre, die ihre Mängel nicht mehr verstecken konnte, doch das war egal.
Gegen Mittag kamen wir dort an und erkundigten uns zunächst im Informationszentrum nach einem guten Tagesprogramm. Wir folgten der Empfehlung und wollten als erstes auf den Mount Oberon. Bei diesem Berg gebe es die beste Aussicht, wurde uns bei der Touristeninformation mitgeteilt. In weniger als einer Stunde hatten wir das Ziel erreicht. Der Weg ging stetig bergauf, bis man vor einer Art Felsen stand, den man mit Hilfe von Treppen besteigen konnte. Oben angekommen, vergaß man alles um sich herum.
Der Weg hatte sich mehr als gelohnt! Es war atemberaubend. Wunderschön. Unbeschreiblich. Man hatte eine wunderschöne Aussicht auf die Küste, das Meer und den Nationalpark. Von oben wurde einem sofort deutlich, wieso Wilsons Prom so bekannt und beliebt war. Viele Menschen hatten es bis zur Spitze geschafft, genossen den Ausblick und versuchten Bilder zu machen.
Erwähnen muss man allerdings das Wetter. Genau wie in Melbourne, spielte dieses den ganzen Tag verrückt. Während der Wanderung kam die Sonne raus und brachte uns ordentlich ins Schwitzen. Doch kaum waren wir am Ziel angekommen, hatte diese sich hinter Wolken versteckt und ein heftiger Wind wehte. Auf dem 562 Meter hohen Berg war der Wind natürlich nochmal heftiger und manchmal musste man sich hinsetzen, um nicht weggeweht zu werden. So wurden unsere Bilder natürlich nur halb so schön, wie sie bei Sonnenschein und Windstille geworden wären, aber dafür gibt es jetzt einige lustige Fotos. Und an dem unbeschreiblichen Ausblick konnte niemand was ändern.
Nachdem wir zurück gelaufen und zu Mittag gegessen hatten, wollten wir einen weiteren Wanderweg laufen. Dieses Mal entschieden wir uns jedoch für einen kurzen Spaziergang zum Tidal River. Doch auch dieser Weg hatte sich gelohnt. Die Natur war traumhaft. Grüne Wälder und Wiesen, Felsen, Strand und mittendrin der Fluss, boten den perfekten Ort zum Entspannen. Der Fluss wurde von vielen Menschen besucht, einige waren im Wasser und versuchten das Stand-up Paddeln. Für uns reichte es einfach spazieren zu gehen und die Natur zu genießen.
Auf dem Weg zum nächsten Ziel wollten wir noch zwei Lookouts besuchen. Diese waren direkt an der Straße und boten gute Sicht auf das Meer und die Küste des Nationalparks. Danach ging es zum Squeaky Beach. Weißer Strand, grüne Gräser, Dünen, Felsen und das Meer – auch hier war die Natur vielfältig und beeindruckend. Ich lief barfuß durch den Sand.
Es fühlte sich an, als würde der Sand unter den Füßen quietschen, was auch zu dem Namen geführt hatte. Wir genossen den wunderschönen Strand und versuchten diese tollen Momente für immer in Fotos festzuhalten. Der Plan war, vom Strand aus den Sonnenuntergang zu sehen. Dies war jedoch aus zwei Gründen nicht möglich. Erstens würde die Sonne hinter den Felsen untergehen, sodass wir den Sonnenuntergang nicht vom Strand aus sehen könnten. Zweitens war es erneut wolkig, sodass es an diesem Abend gar keinen schönen Sonnenuntergang gab. Wir entschieden uns also etwas früher als geplant nach Hause zu fahren.
Erneut habe ich einen unglaublich schönen Tag erlebt und wurde von der Vielfältigkeit und Schönheit Australiens überrascht. Es war schön einen Tag mit Esther zu verbringen und ihre Mitbewohnerinnen kennenzulernen. Es war unglaublich, was wir an dem doch recht kurzen Tag alles gesehen haben. Abends konnte ich glücklich, zufrieden und erschöpft in mein Bett fallen und lächelnd an den vergangenen Tag zurück denken.
Bildrechte: © Marlena Frei